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     Am 18. Dezember 2005 wurde der indigene Oppositionsführer Evo Morales von der sozialistischen MAS-Partei mit einer absoluten Mehrheit von über 53 Prozent zum Präsidenten Boliviens gewählt. Ein historisches Datum. Zum ersten Mal in der bolivianischen Geschichte ist ein Indigener ins höchste politische Amt gewählt worden. Noch dazu im ersten, direkten Wahlgang, der eine absolute Mehrheit erfordert, was ebenso eine Neuheit seit Ende der Militärdiktatur 1982 darstellt. Der Anführer der Cocabauern aus dem Chapare-Gebiet übernahm am 22. Januar 2006 die Regierungsgeschäfte in La Paz. Presidente Evo wird neben den Verhandlungen über die Exportbedingungen für Erdgas und Erdöl sowie der Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung (Asamblea Constituyente) mit Sicherheit auch die Weiche für die bolivianische Anti-Drogen-Politik neu stellen. So behält die Thematik um den Cocaanbau in Bolivien ihre anhaltende Bedeutsamkeit und Brisanz für den Andenstaat.

 

 

     Der Film ist eine Auseinandersetzung mit der komplexen Problematik und Bedeutung von Coca für Bolivien. Dabei stehen das Land und seine Menschen im Mittelpunkt, gleichzeitig aber auch im internationalen Kontext. Zentraler Kern des Films sind die unterschiedlichen Positionen und Aussagen von beteiligten Akteuren. Am "grünen Gold "scheiden sich die Geister. Für die Einen ist es ein Fluch für die Anderen ein Segen. Seit Jahrtausenden ist Coca für die Andenvölker eine Kulturpflanze, die zugleich Nahrungsmittel und Heilpflanze, Opfergabe und Kommunikationsmedium zwischen Menschen und Göttern ist. Seit dem Verbot der Droge Kokain vor etwa 100 Jahren ist die Pflanze in Verruf geraten.1961 wird das Cocablatt im Rahmen der UN Single Convention on Narcotic Drugs auf die Liste gefährlicher und daher verbotener Substanzen gesetzt. Dennoch kommt es vor allem dann in den 80er Jahren zum Kokain-Boom in den Industrieländern, besonders in den USA, woraufhin die Anbauflächen für Coca in Bolivien, Peru und Kolumbien ausgeweitet werden. Seit zwei Jahrzehnten läuft nun der War on Drugs in den Anden. Bolivien ist heute weniger vom Kokain-Export abhängig, dafür aber von US-amerikanischen Entwicklungshilfen. Trotzdem ist eine langfristige und dauerhafte Lösung der Drogenproblematik nicht in Sicht. Die Problematik um den Anbau von "Drogenpflanzen" wird durch militärische Repression nur verlagert und nicht wirklich verringert. Ein Nebeneffekt dieser Drogenbekämpfungspolitik in Bolivien ist das Erstarken der Gewerkschaft der Cocabauern. Durch Straßenblockaden, Protestmärsche und Hungerstreiks verleihen sie ihren politischen Forderungen den nötigen Nachdruck. Zentrale politische Entscheidungen mussten in der Vergangenheit oft mit Evo Morales abgesprochen sein, sonst wurden umgehend die Hauptverkehrsadern und damit das gesamte Land blockiert. Trotz der starken Verhandlungsposition der Cocabauern rückt die internationale Politik bisher nicht von der harten Linie ab " das Cocablatt bleibt weiterhin geächtet.

 

 

     "ORO VERDE "wurde 2003 als freies Filmprojekt von Sarah Jung, René Peralta D. und Christian Keil initiiert. Der Dokumentarfilm basiert auf der Diplomarbeit von Christian Keil über "Coca in Bolivien " am Geographischen Institut der Universität Tübingen. Im Sommer 2004 fanden die Dreharbeiten vor Ort statt. Bei dem Filmprojekt geht es in erster Linie um Aufklärung zum Thema, um eine authentische Berichterstattung, sowie die Relativierung hartnäckiger Stereotypen. Coca ist kein Kokain und Bolivien ist nicht Kolumbien.